Die Melodie im Herzen und den Takt im Blut

Auszug aus der Eislinger Zeitung:

Wie kein anderer ist der Eislinger Albert „Al“ Stübler in der lokalen Musikerszene verwurzelt. Entflammt wurde seine Leidenschaft für die Musik bereits im Jugendalter beim Orgelspielen. Heute steht der 62-Jährige regelmäßig mit „Al Inklusive“ und „Ice-T“ auf der Bühne. Die Eislinger Zeitung hat den Musiker in seinem Studio in der Gerhart-Hauptmann-Straße besucht.

An seinem Arbeitsplatz ist Al Stübler von drei Seiten umzingelt. Vor, hinter und rechts von ihm stehen Keyboards und Synthesizer, Aufnahmegeräte und Lautsprecher. Bis heute ist er von der Orgel über das Klavier und das Keyboard den Tasteninstrumenten treu geblieben. Einzige Ausnahme ist das Xylophon, das sich der Profimusiker zugelegt hat.

Seine ersten Gehversuche als Musiker unternahm Stübler im Jahr 1970. Der damalige Pfarrer Erne habe ihn mit der Band Moonbirds für einen Auftritt im Gemeindehaus engagiert. „Ich wollte immer eine Band haben“, erinnert sich Stübler an die Zeit seiner Jugend. Beim Jugendclub im Gemeindehaus hätten die Moonbirds aktuelle Hits nachgespielt. Die Gage habe immerhin gereicht, die Miete für die ausgeliehenen Instrumente zu bezahlen, wie Stübler sich heute erinnert. Die Moonbirds war seine erste Band und der Name der Gruppe bezog sich auf die erste Mondlandung, die im Jahr 1969 stattgefunden hatte.

Auf den ersten Plattenvertag musste er nicht lange warten: 1972 nahm Stübler mit der Band Coram Publico das Album „Bodensee“ auf. Die Firma Intercord hatte ihnen einen Vertrag angeboten. Allerdings löste sich die Band bald wieder auf. „Das Leben im Tourbus war nicht einfach“, erinnert sich der Musiker. Kurz darauf gründete Stübler mit Werner Dannemann und Reiner Oliva die Band Dogsroad. Sie spielten Songs mit deutschen Texten.

Der Sprung zum Profimusiker war dem jungen Al Stübler aber lange zu heikel. „Man konnte es sich nicht vorstellen, mit der Musik einmal Geld zu verdienen.“ Er machte eine Berufsausbildung zum Fernmeldetechniker und Studierte in Esslingen Informatik. Der Musik ist Stübler aber immer treu geblieben.

Ab 1977 sei er mit einer professionellen Unternhaltungsband durch Deutschland getourt. Er habe jeden Abend woanders gespielt. Es war eine harte Zeit, wie sich der Hobbymountainbiker erinnert. „Nach dem 200. Auftritt dachte ich, jetzt bin ich durch.“ Es war eine Zeit, als die Musik bei Festen und Partys aller Art noch von einer Tanzkapelle gespielt wurde. Erst in den 90er-Jahren hätten DJs die Tanzkapellen mehr und mehr verdrängt.

Ab 1978 arbeitete er im legendären Musikhaus Barth in Stuttgart „Dort lernte ich viele Musiker kennen.“ Einer, den Stüber im Musikhaus Barth kennengelernt hatte, war John Lawton, der mit Uriah Heep bereits eine international bekannt war. Lawton engagierte Stübler für die Aufnahmen zu einem Album, das er gerade in Kirchheim aufnahm. Es sei die Zeit gewesen, als viele Musiker damit begannen, Synthesizer zu verwenden. Stüber kann sich noch genau daran erinnern, wie die erste Synthesizer in den Verkauf kamen. Mit ihnen konnten vier Stimmen gespielt werden. „Für mehr hat die Rechenleistung nicht gereicht“, erklärt Stübler.

Als Musiker hatte sich Al Stübler damals bereits etabliert. Während der 80er- und 90er-Jahre habe er viel auf Festen wie Hochzeiten oder Faschingsfeiern für musikalische Unterhaltung gesorgt. „Ich war jedes Wochenende unterwegs“, sagt er. Bis heute habe er rund 1200 Live-Auftritte absolviert, wie er kürzlich einmal berechnet habe. Mit dabei waren auch Auftritte mit dem Posaunenchor in Eislingen oder, bis 2010, der Eislinger Band Dreist.

Ab der Jahrtausendwende sei es immer schwieriger geworden, für Live-Auftritte gebucht zu werden. Immer häufiger würden DJs gebucht. Das sei oft günstiger, weil nur eine Person bezahlt werden müsse und gleichzeitig könne der DJ allerlei Musikgeschmäcker von Rock über Hip Hop bis hin zu Techno oder Schlager bedienen.

Für das Komponieren hat Stübler kein bestimmtes Rezept. Er setze sich vor das Keyboard, stelle einen Rhythmus ein und beginne zu spielen. „Und dann lasse ich mich inspirieren. Ich weiß am Anfang nicht, was am Ende dabei herauskommt“, erklärt er. Anders sei es, wenn eine CD aufgenommen werde. Dann sei er Tag und Nach am tüfteln.

Als musikalisches Vorbild nennt er Johann Sebastian Bach, dessen Einflüsse bei vielen modernen Musikern hörbar sei. Die barocken Kompositionen spielen bei vielen Bekannten Melodien eine wichtige Rolle. „Eine Harmonie von Johann Pachelbel ist beispielsweise bei Streets of London zu hören“, gibt Stübler ein Beispiel. Hintergrund sei, dass viele große Popstars eine klassische Klavierausbildung genossen hätten.

Eine Klavierausbildung bietet Al Stübler auch an. Wichtig sei bei Kindern und Jugendlichen, die ein Instrument erlernten, dass sie Begeisterung für das Instrument und die Musik mitbrächten. „Jeder Musiker muss etwa 10 000 Stunden üben, bis er sein Instrument beherrscht“, erklärt Stübler. Mit Druck oder Zwang sei das kaum zu schaffen. Es müsse soviel geübt werden, dass dies eigentlich nur freiwillig geschehen könne. Ihn selbst habe die Musik so begeistert, dass er täglich intensiv geübt habe.